Umfrage Jesus Christus - ein Unterrichtsprojekt der Klassen 10+c und 10+d

Jesus Christus steht im Mittelpunkt des christlichen Glaubens und die Beschäftigung mit seiner Person nimmt im katholischen RU der 10. Jahrgangsstufe einen entsprechend großen Raum ein. Die vorliegende Umfrage (vgl. Anhang unten) wurde am Ende der Unterrichtseinheit zu Jesus mit Schüler*innen zusammen erarbeitet und in Religions- und Ethikgruppen der 10. und 11. Klassen durchgeführt.

(Quelle: Wikimedia Commons, Jesus reconstruction test phases from Turin Shroud, Monozigote, 2014)

Insgesamt wurden 132 Fragebögen eingereicht, wobei nicht alle Fragen immer von allen beantwortet wurden. Da die Teilnahme verpflichtend war, ist auch davon auszugehen, dass einige Proband*innen, die keine Lust auf die Umfrage hatten, aus Bequemlichkeit einfach nur bei allen Fragen die erste Option „weiß nicht“ angeklickt haben. Die Nachbesprechung in einzelnen Klassen der 10. Jahrgangsstufe hat ergeben, dass auch nicht alle Fragen gleichermaßen ernst genommen wurden. So räumte ein/e Schüler/in ein, dass sein/ihr Geschwister in einer Parallelklasse die Frage nach dem Geschlecht Jesu so absurd fand, dass er/sie aus Spaß „weiblich“ angekreuzt hat. Bei den selbst formulierten Antworten wurden solche, die offensichtlich nicht ernst gemeint waren oder Bemerkungen, welche die religiösen Gefühle anderer verletzen könnten, nicht in die Auswertung aufgenommen.

Nach dem christologischen Dogma des Konzils von Nizäa (325 n. Chr.), welches eine gemeinsame ökumenische Glaubensgrundlage bildet, ist Jesus Christus „wahrer Mensch“ und „wahrer Gott“ zugleich. Das Ergebnis der Umfrage besagt dagegen, dass 40% der Teilnehmenden die Aussage „Jesus war nur ein Mensch“ voll bejahen und weitere 24% sie mit „trifft eher zu bewerten“. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass kumuliert 64% (eher) nicht an die Göttlichkeit Jesu glauben. Nur 7% haben die ihnen vorgegebene Aussage verneint und 19% halten sie für eher nichtzutreffend, so dass nur ein Viertel der Befragten dem Dogma von Nizäa tendenziell zustimmen. Dieser Befund deckt sich allerdings nicht ganz mit den Ergebnissen zu Jesus als Sohn Gottes. 24% stimmen dieser Glaubensaussage voll zu, wobei sich 21% mit „trifft eher zu“ nicht ganz sicher sind. Mit der philosophischen Formulierung „Jesus war eine Erscheinungsform des Göttlichen in menschlicher Gestalt“ können sich nur 14% voll identifizieren, wobei allerdings weitere 27% „trifft eher zu“ angeklickt haben.

Auch der zentrale Glaubensartikel von der Auferstehung Jesu wird nur von 14% voll geteilt, während 20% „mit trifft eher zu“ eine gewisse Unsicherheit erkennen lassen. Interessant ist, dass mit 31% mehr als doppelt so viele die traditionelle Glaubensaussage verneinen als sie vorbehaltlos bejahen. Mit weiteren 19% die „trifft eher nicht zu“ gewählt haben, können sich kumuliert 50% der Befragten (eher nicht) mit diesem Artikel des Glaubensbekenntnisses identifizieren. Zu der im Unterricht ebenfalls behandelten Visionshypothese konnte ein Drittel keinen Bezug herstellen, indem sie „weiß nicht“ angeklickt haben. Insgesamt gesehen konnten sich jedoch mehr Schüler*innen mit dieser Theorie identifizieren als mit der traditionellen Vorstellung. 41% aller Befragten gehen jedoch davon aus, dass Jesus allenfalls in seinen Werken weiterlebt und ein weiteres knappes Viertel glaubt, dass diese Möglichkeit eher zutrifft. In diesem Ergebnis zeigt sich folgerichtig auch eine fast exakte Übereinstimmung mit der Bewertung der Aussage „Jesus war nur ein Mensch“. Auch wenn sie ihn nicht alle als eine göttliche Person betrachten, halten es kumuliert 46% (eher) für (menschen-)möglich, dass Jesus Kranke geheilt und Wunder gewirkt hat. Was die äußere Erscheinung des Menschen Jesus betrifft, so zeigt sich, dass das traditionelle Bild der christlichen Kunst in der Vorstellung der Befragten dominiert. Bemerkenswert ist auch, dass nur für 53% der Schüler*innen Jesus eine Bedeutung in ihrem persönlichen Leben hat, und zwar als Vorbild, Hoffnungsgeber und Teil ihres Glaubens. Nur 13% können sich Jesus jedoch vorbehaltlos als Freund vorstellen. Auf die Frage, warum 26% wohl Probleme mit dieser Vorstellung haben könnten, gaben die Schüler*innen in der Nachbesprechung zu verstehen, dass sie sich als Freund eher eine ebenbürtige Person wünschen würden und nicht eine erhabene Persönlichkeit, wie sie Jesus für sie darstellt. Die Diskussion über Jesus als Klimakleber ergab, dass die meisten Befragten solche Aktionen entweder für moralisch verwerflich oder wenig sinnvoll bzw. zielführend halten.

Ob und inwiefern die hier vorgelegten Resultate repräsentativ für Jugendliche der entsprechenden Altersgruppe sind, könnte nur mit Hilfe einer bundesweit durchgeführten Studie ermittelt werden.

Fragebogen mit Auswertung:

 

Dr. Johannes Zapp