Chemie vor Ort - ein Besuch bei FormiChem

Im Rahmen einer Exkursion haben die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9+c und 9+d des naturwissenschaftlich-technologischen Zweiges einen Chemiebetrieb vor Ort besucht - die FormiChem GmbH.

Um die Gruppen möglichst klein zu halten, erfolgte der Besuch der beiden Klassen getrennt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen: am Donnerstag, den 05.03.2020 und am Freitag, den 06.03.2020.

Hauptarbeitsfelder von FormiChem sind die Bearbeitung, Abfüllung und Verpackung technischer Chemieprodukte. Alle acht Gesellschafter der Firma arbeiten aktiv im Unternehmen mit. Das 2011 gegründete Unternehmen, das in der Anfangszeit mit 10 Beschäftigten begann, hat inzwischen um die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit ein fulminantes Wachstum hinter sich.

Begleitet wurden die Klassen von den zuständigen Chemielehrern (Frau Stengl und Herr Helldobler). Nach einer halbstündigen Wanderung über den unteren Brandl und den Saliterweg erreichten sie um ca. 10:00 Uhr die Firma in der Anna-von-Philipp-Straße auf dem ehemaligen Gelände der Firmen Globol und Jeyes mitten im Grünen am Burgwaldberg.

Am Ort des Geschehens wurden die Klassen sogleich von Herrn Seitz (Laborleiter) begrüßt. Anschließend wurden die Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt: während die eine Teilgruppe an einer Werksführung teilnahm, bei der die Vorgänge bei der Bearbeitung, Befüllung und Bepackung erklärt wurden, konnte die andere Gruppe die Bestimmung des Wirkstoffgehalts eines im Werk zusammengestellten Chemieproduktes im Labor durchführen. Sowohl bei der Werksführung als auch bei der Analyse im Labor wurden die Schülerinnen und Schüler nochmal in kleinere Gruppen aufgeteilt, sodass alle dem Geschehen aufmerksam folgen konnten.

Bei der Werksführung wurde unter anderem gezeigt, wie Mischungen hergestellt werden, die später bei der Herstellung spezieller Reifen benötig werden. Die korrekte Dosierung der einzelnen Bestandteile ist von besonders großer Bedeutung und wird exakt dokumentiert.

Ein Problem, das in der Technik gelöst werden muss, zeigte sich uns bei der Herstellung eines Grünvernichters mit dem Wirkstoff Nonansäure, der Grünbeläge auf Terrassen und Mauerwerk entfernt. Die Nonansäure ist nämlich sehr schlecht wasserlöslich, muss aber mit Wasser verdünnt werden. Beim Verdünnen trennt sich dieser Wirkstoff wieder von dem wässrigen Anteil. Man kennt das Phänomen beispielsweise von Benzin, das immer auf der Wasseroberfläche schwimmt. So würde auch die Nonansäure beim Vermischen mit Wasser auf der Oberfläche schwimmen und sich nicht gleichmäßig im Wasser verteilen. Für die Wirksamkeit des Produktes ist es aber wichtig, dass sich die beiden Komponenten nicht trennen: es muss sich eine stabile Emulsion bilden, wobei sich der Wirkstoff fein verteilt in Tröpfchenform in der Flüssigkeit befindet. Zusätze von Emulgatoren unterstützen die Bildung solcher Tröpfchen. Herr Kron (Technik und Produktion) demonstrierte, wie der Homogenisator - ein mechanisches Gerät mit rotierenden Messern - die Flüssigkeitströpfchen durch Scherbewegungen in mehreren Durchläufen zerkleinert, sodass letztendlich eine stabile Emulsion entsteht. Diese darf sich auf keinen Fall vor dem Ablaufdatum des Produkts wieder auftrennen.

Im Labor wurden wir unter anderem von Herrn Markus Lautner empfangen, der am Descartes-Gymnasium sein Abitur gemacht hat und bei der FormiChem eine Ausbildung zum Chemielaboranten absolviert. Angeleitet durch Herrn Lautner und seinen Laborpartner haben unseren Schülerinnen und Schüler mithilfe des chemischen Verfahrens der Titration überprüft, ob der Gehalt des Wirkstoffes Nonansäure in der Emulsion auch wirklich den Anforderungen des Herstellers entspricht. Dies ist im Firmenalltag im Rahmen der Qualitätskontrolle des fertigen Produkts notwendig:

Anschließend wird diese Probe mit einer Maßlösung von Kalilauge titriert, um den Gehalt an Nonansäure exakt zu bestimmen.

Das Titrationsverfahren hatten unsere Schülerinnen und Schüler bereits kurz vorher im Unterricht kennen gelernt, sodass sie hier ihr Vorwissen in der Praxis sehr gut anwenden konnten. Mithilfe der anschließend notwendigen Berechnungen zeigte sich, dass der Gehalt an Nonansäure sehr genau den erforderlichen Werten des fertigen Produktes entsprach.

Zwischen der geschilderten Werksführung und dem Laborteil erfolgte eine Pause mit einem Imbiss im Konferenzraum, wo auch die Arbeitsbereiche der FormiChem und die dort möglichen Ausbildungsberufe genauer vorgestellt wurden. Dort trafen wir zudem auf Daniel Seyßler, der ebenfalls seinen Abschluss am Descartes-Gymnasium gemacht hat und durch FormiChem zu einem technischen dualen Studium gekommen ist. Er hat uns von seinen guten Erfahrungen bei FormiChem berichtet.

Mit all diesen Eindrücken und der Gewissheit, dass die Absolventen unseres Descartes-Gymnasiums Möglichkeiten haben, direkt in Neuburg Arbeitsplätze im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich zu finden, machten sich die Klassen gegen 12:30 Uhr wieder auf den Weg zurück zur Schule.

Autor: Markus Helldobler