Von Nigeria nach Neuburg

Zwei Flüchtlinge schildern ihr Schicksal und ihre Hoffnungen

Ich habe mich mit dem 41-jährigen B. und dem 26-jährigen N., zwei Flüchtlingen aus Nigeria, über die Gründe für ihre Flucht, ihre Erlebnisse während der Flucht und über ihr Leben in Deutschland unterhalten. Die beiden wohnen derzeit mit vier anderen Flüchtlingen in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Neuburg.

Warum sind Sie geflohen?

N: Ich lebte in Benin City. Dort habe ich als Maler gearbeitet, aber dann hat mir mein Arbeitgeber kein Gehalt mehr gezahlt. Danach hatte ich nirgendwo eine Chance mehr bekommen, wieder eine Arbeit zu finden.

B: Ich komme ebenfalls aus der Gegend von Benin City. Mein Vater war dort ein Chief/ Häuptling, ein Friedenswächter. Er leistete friedlichen Widerstand gegen eine kriminelle Gruppe, die mit Gewalt die Herrschaft über das erdölreiche Gebiet gewinnen will. Dafür, dass er Widerstand leistete, warfen sie eine Bombe auf sein Haus. Mein Vater, mein Bruder und viele weitere starben bei diesem Angriff. Ich, als weiterer Sohn des Häuptlings, wurde verfolgt.

Wie sind Sie hierhergekommen?

N: Zuerst über den Landweg nach Libyen und von da aus wurde ich mit 20 anderen Leuten in einem kleinen Tanker über das Mittelmeer gebracht. Zwei schwangere Frauen starben auf der Fahrt, da sie giftige Benzindämpfe einatmeten. In Italien angekommen fuhr ich mit dem Zug nach Deutschland.

B: Ich fuhr ebenfalls von Libyen nach Italien, allerdings war ich in einem Boot mit rund 1000 anderen Leuten. Doch auf der Überfahrt gab es einen schweren Sturm und die Schlepper, die das Boot eigentlich steuern sollten, sind auf einem Motorboot geflohen. Zum Glück kam die italienische Küstenwache und ein Mitglied der Rettungsmannschaft hat uns sicher nach Italien gebracht. Von dort bin ich dann mit dem Bus nach Deutschland gefahren.

Was erhoffen Sie sich in Deutschland?

B: Wir beide wollen hier ein besseres Leben führen und eine Arbeit finden. Ich habe zwei Töchter bei meiner Ex-Frau in Nigeria. Wenn es mir hier gut geht, kann ich sie vielleicht nachholen, ansonsten werde ich Geld nach Nigeria senden, damit sie ein besseres Leben haben.

Wie ist der Alltag in einer Flüchtlingsunterkunft?

N: Er ist ermüdend. Es ist nicht so, dass wir nicht arbeiten wollen, wir dürfen es nicht. Manchmal können wir helfen, die Ställe auszumisten oder wir spielen Fußball.

B: Einmal konnte ich helfen, als ich eine Bohrmaschine repariert habe, die seit Jahren nicht mehr funktioniert hat.

Was vermissen Sie am meisten?

B: Ich vermisse am allermeisten meine Kinder.

N: Die Familie vermisst man immer am meisten. Allerdings auch das afrikanische Essen. Wir können hier zwar kochen, aber es ist nicht dasselbe.

Das Interview führte Hanna Sperber (8c) auf Englisch.