"Manchmal ist man die Maus, manchmal der Wolf"

Jugendbuchautor Thomas Schmid liest für die 5. Klassen

„Was macht eigentlich ein Autor?“, lautete eine der Einstiegsfragen von Thomas Schmid, der am 21.04.2015 für die Schülerinnen und Schüler der 5. Jahrgangsstufe zwei Lesungen hielt. Dass er Bücher schreibt, war wohl für alle Beteiligten klar – aber um welche Arten von Texten und Büchern es sich handeln kann, hat wohl so manchen Zuhörer überrascht: Nachdem Schmid am Anfang der Veranstaltung ein Gedicht vortrug, das er einmal für das „Sonntagshuhn“ des Bayerischen Rundfunks – eine bei Kindern beliebte Radiosendung, die früher auch jahrzehntelang als „Sonntagswecker“ bekannt war - verfasst hatte, stellte sich heraus, dass auch Romane, Hörbücher und Drehbücher zu seinen Werken zählen.

Der 1960 in Landshut geborene Autor schlug nach dem Studium der Literatur-, Theater- und Kommunikationswissenschaften die Laufbahn als freier Schriftsteller ein. Neben seinem Werk "Blöde Mütze", aus dem auch ein erfolgreicher Kinofilm entstand, der heute hin und wieder im Fernsehen gezeigt wird, ist der Autor vor allem auch für seine mittlerweile 10 Bände mit dem Titel "Die wilden Küken" bekannt. Es handelt sich dabei um eine Fortführung der bei vielen Schülern beliebten Buchreihe der Jugendbuchautorin Cornelia Funke.

Thomas Schmid liest aus seinem Roman Der Autor signiert sein Buch für Julian aus der 5c

 

Beeindruckt zeigten sich die Schüler auch, als Schmid seine Präsenz im täglichen Fernsehprogramm mit Beispielen belegte: So habe er bereits Drehbücher für die Fernsehserien „Marienhof“, „Sturm der Liebe“ sowie die Krimiserie „Rosenheimcops“ verfasst.

Bevor Schmid den Kindern aus seinem Buch „Blöde Mütze“ vorlas, zeigte er ihnen, wie wichtig es ist, Handlungen aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Besonders still wurde es im Raum, als der Autor dies mithilfe seiner Erzählung „Hungersnot auf dem Mars“ veranschaulichte: Aus der Perspektive einer Mars-Maus konnten die spürbar betroffenen Schüler miterleben, wie das Tier aufgrund seines Ungehorsams den Eltern gegenüber von einem Wolf getötet wurde. Nach dem Perspektivwechsel nahmen die Zuhörer den Blickwinkel des Wolfes ein, der die Beute seiner Mutter brachte, die er dadurch vor dem Hungertod rettete. Auch im wahren Leben sei es so: „Manchmal ist man die Maus, manchmal der Wolf.“ Vor diesem Hintergrund begann der Autor dann den Vortrag aus seinem Buch „Blöde Mütze“, welches ebenfalls durch den Perspektivwechsel der beiden Protagonisten geprägt ist. Der Titel des Buches wurde im Laufe der Lesung erklärt: Es handelt sich dabei um die nicht sehr liebevolle Anrede, die Oliver im Roman anfangs für seinen Schulkameraden Martin verwendet. Beide Jungen verbindet im weiteren Verlauf eine Freundschaft, die nicht immer einfach ist, unter anderem deshalb, weil sich beide in das gleiche Mädchen verlieben.

Gerne beantwortete Herr Schmid die zahlreichen Fragen der interessierten Schüler. So konnten sie in Erfahrung bringen, dass er acht Monate an seinem Werk "Blöde Mütze" geschrieben hat, oder dass im Grunde für den Autor zu keiner Zeit ein anderer Beruf als der des Schriftstellers eine ernsthafte Alternative dargestellt hat. Denn bereits recht früh erkannte Herr Schmid, dass nicht nur er selbst Freude am Erzählen hat, sondern dass bereits seine drei jüngeren Brüder es genossen haben, wenn er sich für diese Geschichten ausgedacht hatte, als sie selbst noch nicht lesen konnten.

Zahlreiche Exemplare des Romans wurden im Anschluss an die Lesung von den Schülern gekauft und vom Autor signiert. Dank der Unterstützung durch den Elternbeirat und den Friedrich Bödecker Kreis war die Lesung für die Schüler recht preisgünstig und wird mit Sicherheit in guter Erinnerung bleiben.

(Wolfgang Kulzer)